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Klausur von Felix (Grundkurs de-3) 

Geschrieben von: Felix Hellbach

Thema: Faust
Augabenart: Untersuchendes Erschließen eines literarischen Textes
Aufgabe:  Analysieren und interpretieren Sie den Dialog zwischen Faust und Margarete aus der Szene ,,Marthens Garten''(Vers 3415-3461).
   

Im Dialog zwischen Gretchen und Faust in der Szene ,,Marthens Garten'' aus dem Werk ,,Faust-Der Tragödie Erster Teil'' von Johann Wolfgang Goethe geht es um Fausts Einstellung zur Religion.
Die Szene ist Teil der Gretchentragödie und wird -aus der Sicht Rüdiger Bernhardts- als letzte Stufe vor dem ausgesparten Höhepunkt angesehen. Nachdem Faust und Margarete (auch Gretchen genannt) im erregenden Moment, der Szene ,,Garten'' schon direkt miteinander gesprochen haben und Faust sie kräftig umwarb, ist Gretchen nun mit erstarktem Freigeist (siehe Gretchens Stube, in der sie äußert, was sie möchte) und entschlossener Intention im Gespräch mit Faust. Sie ist zwar ein ungebildetes, naives Mädchen, jedoch dafür umso frommer und tugendhafter. Aus diesem zutiefst religiösen Denken heraus fühlt sie sich berechtigt und zugleich verpflichtet zu erfahren, wie Faust zu Gott steht und stellt die Frage:,,Nun sag, wie hast du's mit der Religion?'' (Vers3415). Anhand ihres Verhaltens kann man deutlich erkennen, dass -obwohl sie nicht ansatzweise einen vergleichbaren Bildungsgrad zu dem von Faust besitzt- sehr wohl auf ihre Prinzipien baut.
Faust hingegen, von Mephistopheles zur Liebe zu Gretchen verführt, hat keinen tiefen, innigen Bezug zur Religion. Schon in einer vorausgehenden Szene, die den Namen,,Wald und Höhle'' trägt, ist er sich nicht sicher, ob die mit Mephisto getroffene Wette nicht schon zu dessen Gunsten entschieden sei. So spricht er von ,,eingeteufelt'' und drückt damit seine tiefe Verstrickung Mephistos Machenschaften und Absichten aus. Diese Szene wird auch als ,,Die Ungeordnete'' bezeichnet, da Faust sich seiner selbst nicht mehr sicher ist, er Zweifel an der Selbstbestimmtheit seines Handelns hat und undefinierbar wirkt. Für die Betrachtung der Szene ,,Marthens Garten'' ist diese in gewisser Weise eine kontrapunktische Darstellung, denn der Garten Marthens steht im Kontext für ,,das Geordnete'', für das genaue Gegenteil also. Es ist auf der einen Seite deswegen geordnet, weil bis dato noch alles sittlich ablief, und auf der anderen Seite deswegen, weil Faust nun deutlich seine dominierende Stellung gegenüber Gretchens Unwissenheit ausbauen kann. Dies geschieht mittels Verwendung bestimmter sprachlicher Muster, auf die ich im Folgenden genauer eingehen werde.
Resümierend bleibt für die Position des Doktors (Fausts) in Bezug auf sein Verhalten festzuhalten, dass er, obwohl er Gretchen durchaus aufrichtig liebt, auch berechnend agiert, jedoch nicht gar so kalt und skrupellos wie Mephisto.

Ein genauer, analysierender Blick auf Äußerungen beider zeigt, inwiefern Faust und Gretchen jeweils ihre Position dem anderen gegenüber deutlich machen in dieser Szene. Schon ein kurzer blick auf die unterschiedliche Gewichtung der Gesprächsanteile macht deutlich, dass Gretchen weniger sagt und Faust mehr darzubieten und zu sagen hat. Beginnend mit der schon erwähnten ,,Gretchenfrage'' (Vers 3415) eröffnet Gretchen das Gespräch. Zunächst geht Faust auf diese Frage nicht ein und antwortet:,,...,ich bin dir gut,'' (Vers3418). Des weiteren bekundet er, dass er für seine Liebe ,,Leib und Blut'' (Vers3419) ließe. Damit wird deutlich, dass er einerseits auf die Naivität Gretchens baut und andererseits ihr auch gern ihren Glauben lässt; er möchte ihr diesen nicht ,,rauben'' (Vers 3420). Dadurch zeigt er unterschwellig auch, dass er in ruhe gelassen werden möchte mit diesem Thema und sie ihn doch auch so nehmen kann, wie er ist, ohne über seine religiösen Einstellungen genau Kenntnis zu besitzen; so wie er sie als religiöses Mädchen akzeptiert und liebt. Diese teils ausschweifende und unklare antwort Fausts stößt jedoch zunächst auf einen widerstand bei Gretchen, weshalb Fausts Intention, sie schnell von diesem Gesprächsgegenstand abzubringen, dahinschwindet. So sagt diese:,, …, man muß dran glauben!'' (Vers 3421) und provoziert so einen weiteren Verlauf des dialogs und eine klarere Antwort Fausts. Dieser fragt leicht spöttisch klingend mittels einer rethorischen Frage:,, Muß man ?'' (Vers 3422) und verursacht so eine noch stärkere Entschlossenheit Gretchens, welche zugleich folgt:,, Du ehrst auch nicht die heil'gen Sakramente.'' (Vers3422). Diesen Vorwurf nicht hinnehmend, entgegnet Faust sogleich, dass er sie doch ehre und wird an dieser Stelle zum ersten Mal deutlicher, was seine Einstellung zur Religion betrifft. Gretchen kann jedoch diesen drei Worten noch nicht genug glauben schenken, erkennt, dass sie mittels direkter Fragen auch explizitere antworten erhält und führt diese Methode des Erfragens nachdem weiteren Vorwurf:,, Doch ohne Verlangen'' (Vers3425) weiter, So fragt sie ganz offen, ob er nun an Gott glaube oder nicht. Vor dieser offen ausgesprochenen Frage scheint es Faust arg zu grauen, schließlich befindet er sich im Packt mit dem Teufel. Deswegen verschleiert er nun gekonnt seine Antwort und entgegnet berechnend:,,Und ihre Antwort scheint nur Spott über den Frager zu sein.'' (Vers 3428). Damit möchte er sie nun zum Schweigen bringen, hofft und baut auf dementsprechende Wirkung, da Gretchen bestimmt nicht möchte, dass er über sie spotte. Gretchen fasst diese Antwort jedoch als ,,Nein'' auf und ist nun der Meinung, dass Faust nicht glaube, deshalb fragt sie nach dem Gegenteil, also ob er nicht glaube (Vers3430). Da Faust nun ihr Verständnis seiner Äußerungen erahnt, auf die erneute, negierte Frage jedoch ausweichend antworten kann und Gretchen nicht glauben lassen mag, dass er ein nicht tugendhafter Mensch sei,, beginnt er eine längere Antwort (Vers3431-3458).
Einleitend mit der erneuten rethorischen Frage:,, Wer darf ihn nennen?'' (Vers 3431) umgeht er ein weiteres Mal die direkte Beantwortung und macht zugleich mittels des Wortes ,,wer'' deutlich, das er nicht der einzige ist, der ihn, den Gott, ich nennen darf, sich dazu nicht äußern darf. Des weiteren fragt er im gleichen Stil weiter, wer ihm glauben mag und dies bekennen kann und wer nicht. Damit verschleiert er seine Aussage zusätzlich und verwirrt Gretchen zusehends. Er stellt Äußerungen und Fragen bezüglich Gott als eine Art ,,heiliges Sakrileg'' dar. Wer wagt es schon, sich diesbezüglich genau zu bekennen? Also verunsichert er Gretchen damit noch mehr, da diese nun erahnt, dass die Fragerei unrecht ist und sich so etwas nicht schickt. Wiederum darauf bauend, bedient sich Faust nun zusätzlich einer speziellen Darstellung Gottes, indem er ihn als ,,Allumfasser'' (Vers 3438) und als ,,Allerhlater'' (Vers3439) bezeichnet und damit ein weiteres Mal Verunsicherung in Gretchen aufbaut. Diese Antonomasie dient jedoch nicht nur der Übertreibung, sondern auch der genaueren Definition Gottes, er stellt ihn als eine Art ,,unerreichbares Wesen'' dar. Auf dieses ,,Erfolgskonzept'' fixiert, stellt Faust in den folgenden Versen weitere Fragen rethorischer Natur, die das Verständnis von Himmel und Erde betreffen. So heißt es:,,Wölbt sich der Himmel nicht dadroben? Liegt die erde nicht hierunten fest?'' (Vers 3442,3443). Mit dieser Aussage zeigt Faust, wie unterschiedlich Erde und Himmel sind, indem er mit den Adverbien ,,dadroben'' und ,,hierunten'' hervorhebt, dass sie genaue Gegenteile darstellen und vor allem, dass sich der Himmel ,,wölbt'', wohingegen die Erde ,,fest'' liegt. Diese beiden haben nichts gemein, seiner Auffassung nach. Eine weitere, durchaus wichtige Stelle in seiner längeren Antwort, in der er sich eines Vergleichs bedient:,, Name ist Schall und Rauch'' (Vers 3457). Nachdem er nun Gott als etwas Unerreichbares definierte, relativiert und entkräftigt er die von Gretchen so explizit formulierte Frage, ob er nun an Gott glaube, indem er -frei nach der Devise ,,Es gibt vieles, was wir  uns nicht erklären können''- den Namen, den genauen Begriff ,,Gott''auf etwas Unwichtiges reduziert.
 
Diese sehr bewusst gewählten Worte und die Methoden Fausts, die ihm gestellte Frage zu umgehen, hinterlassen tiefe Wirkung bei Gretchen. Gretchen glaubt ihm, da es ihr Pfarrer mit ähnlichen Worten auch so sagt. Aus Verunsicherung wurde somit fremd herbeigeführte, geglaubte Sicherheit. Faust hat es somit unter gekonnter Verwendung seiner rethorischen Fähigkeiten geschafft, die Religiösität Gretchens unangetastet zu lassen , ohne sich dabei selbst als nicht gläubig zu outen.      

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